mercoledì 7 maggio 2008

Interview mit einer Schweizerin in Reggio Emilia

von Giulia Bacci und Giulia Grassi


"Ein elementarer Teil unserer Kultur ist auch das Grundprinzip der Toleranz. Ich muss den Menschen mit anderer Kultur respektieren. Ich darf ihm nicht den Kopf einschlagen."
Otto Schily, Cicero, Februar 2005


Identität ist dabei die Vorstellung, sich von anderen Individuen oder Gruppen kulturell zu unterscheiden, aber heutzutage hat sich diese Meinung wegen der Globalisierung verwandelt.
Diese neue Perspektive nimmt an Möglichkeiten für Kulturkontakte sehr stark zu.
Dann ist dieses Interview ein Beweis für diesen interkulturellen Kontakt, weil Susanne ihre Heimat verlassen hat, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen.


WIE HEIβEN SIE?

Mein Name ist Susanne.
WOHER KOMMEN SIE?

Ich komme aus Basel-Stadt, das liegt in der Schweiz.

WARUM HABEN SIE BESCHLOSSEN IN ITALIEN ZU LEBEN UND SEIT WANN SIND SIE HIER?

Das ist die Schuld eines Mannes. Ich habe einen Italiener kennengelernt und ihn geheiratet.

WELCHES WAREN DIE ERSTEN SCHWIERIGKEITEN DIE SIE IN ITALIEN ANGEHEN MUSSTEN UND DIE UNTERSCHIEDE IN BEZUG AUF DIE KULTUR??

Zu Anfang hatte ich vor allem sprachliche Schwierigkeiten. Ich sprach gut und gerne mal 3 Worte in italienisch, d.h. um etwas zu fragen, drehte ich mich eine halbe Stunde um den heissen Brei. Auch hatte ich Probleme, wenn ich mit öffentlichen Stellen, wie z.B. Gemeinde usw. zu tun hatte, weil alles viel zu lange dauerte, kompliziert war. Dann hatte ich auch keine Freunde, verdiente kein eigenes Geld und das war sehr sehr hart. Gott sei Dank habe ich durch meine Kinder und meinen Hund dann schnell den Draht zu den Leuten gefunden. Aber das 1. Jahr in Italien war sehr sehr hart.


KÖNNEN SIE EINEN ITALIENER UND EINEN SCHWEIZER MIT DREI ADJEKTIVEN BESCHREIBEN?

Die Italiener sind meiner Meinung nach etwas chaotisch, offen und warmherzig.
Viele Schweizer sind kleinkariert, das bedeutet sie sehen alles bloss entweder weiss oder schwarz, etwas anderes existiert nicht.

HATTEN SIE VORURTEILE GEGENŰBER ITALIENERN UND HABEN SIE DIESE ŰBERWUNDEN? HATTEN ITALIENER VORURTEILE GEGENŰBER IHNEN?

Also mal vorab gesagt, ich habe nie Vorurteile gehabt. Schlieβlich bin ich ja auch mit einem Italiener verheiratet. Ja, am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, wie solch ich es nennen, ich kam mir manchmal vor wie ein Zirkuswunder oder so, ich glaube hier in Italien nennt man dies "un fenomeno da baraccone", so bin ich mir ein bisschen vorgekommen. Mit der Zeit hat sich dies dann aber gelegt.

FŰHLEN SIE SICH HIER IN ITALIEN WOHL, ODER LEBT ES SICH IN DER SCHWEIZ BESSER?

Ja also mittlerweilen fühle ich mich schon wohl hier, aber es ist ganz klar, meine Heimat bleibt immer meine Heimat. Die Unterschiede sind sehr sehr gross.


IST DAS VERHALTEN UND DIE GESELLSCHAFT IN ITALIEN DEMOKRATISCHER ALS IN DER SCHWEIZ UND IN WELCHEM LAND HABEN SIE MEHR KLASSENUNTERSCHIEDE FESTGESTELLT?

Klassenunterschiede habe ich, ganz offen gesagt, in meiner Heimatstadt eigentlich nie bemerkt. Ich komme aus einer ganz normalen einfachen Arbeiterfamilie und bin bei meinen Grosseltern mütterlicherseits aufgewachsen. Mein Opa war in der Chemie tätig, .... und meine Oma war Hausfrau, während meine Mutter Verkäuferin war. Also eine ganz normale Familie. Einziger Unterschied ist, dass in Italien die jungen Leute mehr Möglichkeiten haben die Universität zu besuchen. Dies ist bei uns nicht so. Dort werden bereits nach der Grundschule die Weichen gestellt, d.h. nach der Grundschule geht man entweder in die Sekundarschule, Realschule, oder auf’s Gymnasium. Nur diejenigen, die das Gymnasium besuchen, können später, nach dem Abitur, auf die Uni gehen. Also das ist schon mal klar. Das ist ein Unterschied zu Italien.

FŰHLEN SIE SICH JETZT MEHR ALS ITALIENERIN ODER ALS SCHWEIZERIN?

Ich würde sagen, halbe halbe, fühle mich aber ganz bestimmt nicht als Italienerin, Hundertprozent nicht.
Ich entspreche aber auch nicht dem Schema eines typischen Schweizers, denn ich bin weder kleinkariert, noch spiesserisch, pünktlich ja, aber der Rest...


ERZÄHLEN SIE DOCH DIE EPISODE VOM GRILLEN

z.B. wie...
ja als Beispiel kann ich Euch folgendes nennen:
mein Sohn und ich waren bei meiner Nichte zu Besuch und da gab es ein Barbecue mit Verwandten, d.h. den Verwandten des Ehemannes meiner Nichte und das war echt daneben. Wir waren dort, mein Sohn und ich und das lief so ab: also die Familie des Ehemannes meiner Nichte sagten das sind meine Würstchen, meine Bratkartoffeln und danach haben sie Cinzia (meine Nichte) und Thomas (ihr Ehemann) auf ein Glas Wein eingeladen. Mein Sohn und ich haben nur dumm in die Röhre geguckt, denn niemand hat uns eingeladen ein Glas Wein mitzutrinken und so sassen wir einfach abseits, wie bestellt und nicht abgeholt. Dies ist ein Beispiel, das ich, obwohl ich Schweizerin bin, niemals machen würde. Das ist kleinkariert, spiesserisch und vor allem unhöflich.

WELCHES SIND DIE WICHTIGSTEN WERTE FŰR SIE? GIBT ES UNTERSCHIEDE ZWISCHEN SCHWEIZERISCHEN UND ITALIENISCHEN WERTEN?

Werte, also Werte das sind für mich die Familie, die kommt bei mir an erster Stelle, sie ist für mich das Wichtigste. Ich denke, dass die Italiener sehr viel Wert darauflegen. Dies ist auch ein Grund, weshalb ich einen Italiener geheiratet habe. Sie haben ein ganz anderes Verhältnis zur Familie. Ansonsten Werte, was soll ich dazu sagen...

EIN ANDERES VORURTEIL, WELCHES MAN IM AUSLAND OFT HÖRT IST, DASS DIE ITALIENER IMMER MIT DER MAMMA UND DEM PAPA ZUSAMMEN SIND

Ich denke, dass rührt nicht nur davon her, man nennt das bei uns auch "Hotel Mamma", sondern daher, dass in Italien die Gehälter sehr sehr schlecht sind. In der Schweiz kann ein 18-jähriger nach der Ausbildung eine Wohnung nehmen, d.h. er verdient genug, um für sich selbst zu sorgen. Hier in Italien ist das nicht der Fall. Der Unterschied ist also wirklich krass. Ich kann Euch ein Beispiel geben: meine Nichte, welche als Direktionssekretärin bei einem Schweizer Konzern gearbeitet hat, verdiente vor 5 Jahren ca. € 5000,00 pro Monat (netto), aber aufgepasst, die Steuern werden erst am Jahresende bezahlt und auβerdem muss jeder Bürger eine Krankenversicherung haben. Dies ist in der Schweiz privat, nicht wie hier in Italien, wo sie vom Gehalt in Abzug gebracht wird. Für die Krankenversicherung muss man durchschnittlich € 150,00 pro Monat rechnen und dann kommen am Ende des Jahres noch die Steuern dazu, das sind dann nochmals etwa ein Monatsgehalt. Im Falle meiner Nichte ca. 5000/6000 Euro pro Jahr. Aber die Gehälter sind auch anders, wie auch die Mieten. Diese sind nicht so hoch wie hier in Italien.

IDENTIFIZIEREN SIE SICH MIT DER STEREOTYPEN ART DES SCHWEIZERS, PRÄZISE, KALT UND PŰNKTLICH?

Also ich bin pünktlich, präzise in Anführungszeichen, aber ich bin nicht kalt, absolut nicht.

MAN SAGT, DASS DIE ITALIENER WARMHERZIG UND GASTFREUNDLICH SEIEN, DIE SCHWEIZER ABER NICHT. STÖRT SIE DAS?
Also ich muss sagen, ich selbst bin gebürtigte Schweizerin, bin aber das exakte Gegenteil davon. Weshalb ich so bin, weiss ich auch nicht. Ich bin aber der Meinung, dass dies eine Charaktersache ist. Ich glaube es gibt Italiener die kleinkariert sind und es gibt Schweizer die warmherzig, offen, unpünktlich und chaotisch sind. Man darf das nicht verallgemeinern.

HABEN SIE HEIMWEH, ODER FŰHLEN SIE SICH JETZT NUNMEHR ALS ITALIENERIN? FŰHLEN SIE SICH IN ITALIEN ZU HAUSE?

Heimweh habe ich immer, das kann man mir nicht nehmen. Ich fühle mich zwar mittlerweilen wohl hier, nennen wir es mal so, ich habe mich an Italien gewöhnt. Aber ich kann nicht Hundertprozentig sagen, dass ich mich wohl fühle.

WIE FINDEN SIE REGGIO EMILIA?

Reggio Emilia kann man nicht mit meiner Heimatstadt vergleichen. Es ist total etwas anderes. Basel ist eine Stadt, die sehr viel bietet. Sowohl an Kultur, wie auch an Vergnügen, Geschichte usw. Es ist eine sehr lebendige Stadt, in der es sich als Mensch aber trotzdem sehr gut leben lässt, denn sie ist nicht chaotisch. Einfach ein Klasse Stadt. Sie bietet echt viel und ist zu empfehlen.

Schlieβlich kann man sagen, dass es unnütz ist gegen jemanden Vorurteile zu haben. Dank diesem Interview haben wir verstanden, dass es sinnlos ist Stereotypen aufzubauen. Dann erklärt uns Susanne, dass die Leute Vorurteile und Stereotype benutzen, weil sie Angst haben eine verschiedene und neue Kultur kennenzulernen. Es gibt nämlich Italiener die kleinkariert sind und es gibt Schweizer die offen und chaotisch sind. Man kann sagen dass dies eine Charaktersache ist und man darf das nicht verallgemeinern.

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